Das Unbehagen am Raum
“Der Raum der Übermoderne ist von diesem Widerspruch geprägt: Es hat es stets nur mit Individuen zu tun (mit Kunden, Passagieren, Benutzern, Zuhörern), doch er identifiziert, sozialisiert und lokalisiert diese Individuen lediglich am Eingang oder am Ausgang.”
Marc Augé: Nicht-Orte; München 2010 (1992); S. 110
Der ‘übermodern’ gestaltete Raum spricht weder an, noch antwortet er. Seine Bruchlosigkeit, sein Bild (ohne Faltungen, ohne Schmutz, ohne Störung, ohne Überschuss) beruht auf einer umso rigideren Trennung derer, die Zugang erhalten. Diese Rigidität gilt auch für den Raum selbst. Sobald seine Perfektion durchbrochen wird, schreibt sich die Zeit nicht als Alterung oder als Spur ein. Stattdessen: Dysfunktion, Verwahrlosung, Schäbigkeit. Imaginäres Gegenmodel: das Landleben.
26. September 2023