Photoshop-Effekte Gottes
In seinem Buch "Schattenseiten. Vom Bösen und Negativen (Berlin 2005)" entwickelt Francois Jullien die These, dass das Böse böse und dass das Negative die Kraft ist, die böse aussieht und doch das Gute schafft. Man solle das Negative und das Böse also nicht verwechseln. Des Weiteren präsentiert er die Idee, dass Gott als Künstler die vielen Schattenspiele und Schattenseiten braucht, um seine Schöpfung schöner strahlen zu lassen. Ist damit die Frage der Theodizee nicht ästhetisch beantwortbar?
Also Theodizee-Antwort: Von welchen Schlimmigkeiten die Welt auch heimgesucht wird, sie sind der Preis, um dem Gemälde der Schöpfung mehr Tiefe und Kontur geben zu können - die Photoshop-Effekte Gottes: Schatten nach Innen / Abgeflachte Kante und Relief / Schlagschattten; wenn’s gut läuft: Glanz. Draußen stürmt es, das Meer versucht Deiche zu überspringen, Wind den Dächern etwas Haut abzugewinnen, der Fluss die Ufer zu stürmen und dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut.
29. Mai 2025