Schlimme Dinge und die Sache mit der räumlichen Distanz
Funny van Dannen - Räumliche Distanz
Der Song "Räumliche Distanz" von Funny van Dannen (aus dem Album "Clubsongs" von 1995), vermittelt auf einfache Art und Weise einen wichtigen Gedanken: unsere Gefühlswelt, ja unser Leben wäre nicht auszuhalten, wenn es nicht Distanzmechanismen geben würde, die allzu Bedrängendes und Leidvolles für uns - zumindest ab und zu - auf Abstand halten würden. Denn die räumliche Distanz steht hier nicht einfach für eine physikalische Größe, die dafür sorgt, dass wir von bestimmten Dingen gar nichts wissen können, sondern bezeichnet die, zumeist unbewußte, Distanznahme selbst. Denn im Song werden die Ambivalenzen des Lebens benannt, die wir, eben weil sie in ihrer Universalität meist trivial sind, kennen dürften: man lacht, andere sind traurig. Da unser Leben aber ein umögliches wäre, würden wir permanent um jede Tragik und Ungerechtigkeit weinen, ist Distanznahme, Vergessen und auch Nichtwissen(-wollen) unumgänglich.
Andererseits muss man betonen, dass es sich keineswegs um ein reaktionäres Lied handelt, das sich dem Leid der Anderen gegenüber verhärtet. Vielmehr zeigt der Song ganz anschaulich (und musikalisch melancholisch), dass wir die Tragik des Lebens letztendlich nicht lösen können, erinnert uns aber zugleich daran, dass diese Tragik unausweichlich existiert. Dies ist der Stachel des Liedes, der so tief sitzt, dass wir beim Refrain unseren Affekthaushalt nur durch ein lautes Lachen über unser - in der Tat - 'unmögliches Leben' ins Gleichgewicht bringen können. Große Kunst die schweren Dinge leicht zu machen.